Ruine Limpurg . Einstiger Widersacher der Reichsstadt Hall. Bis zum Jahr 1904 kannte man nur die Stelle, an der einst die Limpurg gestanden hatte. Von den Mauern waren nur wenige Reste vorhanden, die zum Aufbau eines Turmes verwendet wurden. Bei Planierungsarbeiten stieß man plötzlich auf eine wohlgefügte Mauerung, die sich als der Bergfried der Burg erwies. Das gab den Anstoß zu Ausgrabungen, bei denen im Laufe eines Jahres große Teile der Burgruine freigelegt und instand gesetzt wurden. Die Ruine liegt südöstlich der Stadt Schwäbisch Hall – die ihre Pflege übernommen hat – auf einer Höhe über dem Kochertal unterhalb eines landwirtschaftlichen Anwesens. Ein kurzer steiler Weg führt zum früheren weitläufigen Burgareal, das die mittelalterliche Anlage noch erkennen läßt, obwohl die Mauern seit der gewaltsamen Zerstörung im Jahr 1575 stark abgetragen sind. Verschiedene Teile wurden wieder aufgemauert, wie ein großer schlanker Torbogen, der Stumpf des Bergfrieds, der früher wohl in den Palas eingebaut war, sowie Zwischenwände, die die Gemächer voneinander trennten, und Reste der Ringmauer. Vom Zwinger hat man einen schönen Blick auf die Stadt.
Die Burg wurde um 1230 durch Walter Schenk von Schüpf erbaut und blieb mehr als drei Jahrhunderte der Stammsitz der Schenken, die sich schon in der nächsten Generation nach ihrer Burg >>von Limpurg<< nannten. Die Schenken waren ursprünglich staufische Dienstleute, die als Vertreter des Königs von Böhmen – des Erzschenken – das Amt des Reichsschenken ausübten. Der Schenk von Limpurg hatte bei den Krönungen der Könige und Kaiser oder bei feierlichen Hofhaltungen der Kaiser die Stelle des Erzschenken des Heiligen Römischen Reiches zu vertreten. In der >>Goldenen Bulle<< von 1356, dem Reichsgrundgesetz, das die Königswahl regelte, werden die Schenken von Limpurg in ihrem Amt ausdrücklich bestätigt. Der Schenk zeigte sich bei solchen festlichen Gelegenheiten öffentlich zu Pferde mit einem vergoldeten silbernen Becher, in dem Wein mit Wasser gemischt war, und begab sich zu Fuß zum Kaiser oder König, um ihm aus dem Becher einen Trunk zu darzureichen. Die Schenken übten nicht nur ein zeremonielles Hofamt aus, sie gehörten zur ständigen Umgebung des Königs und begleiteten die Könige auch auf ihren Feldzügen nach Italien und Polen und auf den Kreuzzügen in das heilige Land. Ihr Amt galt als wichtig.
Ludwig Uhland hat in seiner Ballade >>Der Schenk von Limpurg<< - die allerdings jeder historischen Grundlage entbehrt – berichtet, wie das Geschlecht der Limpurg, das damals noch >>von Schüpf<< hieß, zu dieser Ehre gekommen ist. Demnach soll der Kaiser auf der Jagd sein Gefolge verloren und an einer Quelle von einem hinzukommenden Ritter einen Trunk Wasser dargeboten bekommen haben. >>Du schwenktest mir den Becher und füllst ihn bis zum Rand, Du hieltest mir zum Munde das labende Getränk. Du bist von dieser Stunde des Deutschen Reiches Schenk.<<
Das Geschlecht der Schenken von Limpurg war im Mittelalter äußerst angesehen. Drei Angehörige des Hauses wurden Bischöfe von Würzburg, Bamberg und Straßburg. Weibliche Mitglieder des Geschlechts amtieren als Äbtissinnen der Klöster Gnadental , Lichtenstern und Himmeltal .
Zudem festigen die Schenken durch Heiraten innerhalb des süddeutschen Hochadels ihre Stellung. Ihr kaiserliches Hofamt und ihre enge Verbindung zu den hohenstaufischen Kaisern vermehrte ihr Ansehen. Im Streit zwischen dem Hohenstaufenkaiser Friedrich II. und seinem Sohn Heinrich stellte sich Schenk Walter von Limpurg auf die Seite des Sohnes. Nach dessen Niederlage mußte er seine Haltung mit erheblichen Gebietsverlusten büßen.
Auch auf dem Gebiet der Kunst ist ein Limpurg hervorgetreten: Friedrich von Limpurg war an den Höfen ein geachteter Minnesänger. Er hat am Zug Konradins nach Italien teilgenommen. Wie viele andere Dichter des Mittelalters, in dem der Winter als besonders hart empfunden wurde, besang er mit Vorliebe den Frühling und den Sommer. >>Sit willekommen, Frou Sumerzit, sit willekommen, Herr Meie.<<
Mit dem unmittelbaren Nachbarn – der Reichsstadt Hall – lebten die Limpurger in fast ständiger Fehde. Hall wäre eigentlich die natürliche Hauptstadt für die Limpurger gewesen. Im staufischen Reich waren beide Glieder des gleichen Herrschaftsbereiches. Aber nach dem Untergang der staufischen Macht kam es zur Trennung und zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen den staufischen Dienstmannen, die in der Stadt regierten, und den Reichsschenken auf der Limpurg. Die Schenken brauchten Hall als natürliche Hauptstadt des Territoriums, und die Haller brauchten das Holz aus den schenkischen Wäldern zum Betrieb der Saline. Aber die Ritter in Hall erkannten den Schenken nicht als ihren Fürsten an, denn für sie war er ein Dienstmann wie sie, wenn auch von höherem Rang. Die Auseinandersetzungen wurden diplomatisch wie politisch, wirtschaftlich und gerichtlich, aber auch militärisch geführt. Brennende Mühlen und Bauernhöfe, weggetriebenes Vieh, Gefangene und Tote waren das Resultat.
Aber die Stadt Hall behauptete mit Erfolg ihre Selbständigkeit. Alle Kämpfe der Limpurger um die Rechte in der Stadt blieben vergeblich, lediglich das wichtige Zollregal vor den Toren und Brücken der Stadt verblieb ihnen. Die Haller mauerten den Hauptzugang zu ihrer Stadt von der Limpurger Seite her zu. Als der Schenk beim Kaiser darüber Klage führte, soll Sigismund geantwortet haben: >>Mögen meine lieben Söhne zu Hall alle ihre Tore zumauern und mit Leitern über ihre Mauern steigen.<< Woraus hervorgeht, daß damals dem Deutschen Kaiser die Städte wichtiger waren als die Ministerialien. Volle 112 Jahre blieb es bei diesem Zustand des vermauerten Tores, bis im Jahr 1541 die Stadt Hall die Limpurg von Schenk Erasmus käuflich erwerben konnte. Die Steuerrechnung Nr. 457 des Stadtarchivs in Hall, die den Zeitraum vom Oktober 1540 bis zum Januar 1541 umfaßt, enthält den Eintrag: >>Michael Schletz und der Stadtschreiber bey Kay (serlicher) M(ajestä)t im Niderlandt um limburgische Belehnung nachgesucht und erhalten.<< Damit war der Kauf abgeschlossen. Ein Tag des Triumpfes für Hall.
Die Freude der Reichsstädter darüber, daß sich die Stadt jetzt freier und ungehinderter entwickeln konnte, zeigt sich an einer Inschrift in der Nähe des früheren Limpurger-Tores: >>Gemeiner Nutz that mich vor Jarn vermäueren, Derselb mich yetz wiederumb liess öffnen und erneuren.<< anno Domini 1543, den 31. Tag Juli.
Zunächst versuchten die Haller den Palas der Limpurg zu restaurieren. Im Jahr 1575 aber rissen sie doch die ganze Burg nieder. Dafür waren zwei Gründe maßgebend. Man wollte verhindern, daß ein militärischer Gegner so nah bei der Stadt sich einen Stützpunkt schaffen konnte. Zum anderen wäre die Instandsetzung nach den Erfordernissen der modernen Befestigungstechnik zu teuer geworden. Die Ruine zerfiel, bis sie im Jahr 1904 wiederentdeckt wurde.
Die Schenken von Limpurg errichteten sich neue Residenzen in Obersontheim, Gaildorf, Schmiedelfeld, Speckfeld (bei Markt Einersheim in Mittelfranken) und in Michelbach an der Bilz. Der Schenkentitel war zum Bestandteil des Namens geworden, das alte Hofamt reduzierte sich im Lauf der Zeit auf eine rein zeremonielle Teilnahme an der Kaiserkrönung. Im 15. Jahrhundert wurden von neun Söhnen eines Schenken von Limpurg sieben Geistliche, die restlichen blieben kinderlos. Das Geschlecht der Limpurg starb 1713 im Mannesstamm aus. In der "Schenkenkapelle" auf der Comburg, in und neben dem früheren Kapitelsaal, fanden viele Angehörige des Geschlechts ihre letzte Ruhestätte. Noch heute sind dort ihre Grabsteine mit Wappen und Abbildern erhalten.
Als Schenk Erasmus von Limpurg im Jahr 1541 den Stammsitz Limpurg an die Stadt Hall verkauft hatte, übersiedelte er nach Obersontheim, das den Limpurgern gehörte, und begann in den folgenden Jahren mit dem Bau eines Schlosses an der Stelle, an der hinfällige Burg der Herren von Suntheim stand. Das Schloß ist noch heute eine große, einheitlich gebaute Anlage. Gegen das Flüßchen Bühler hin ruht es mit seinen zwei Rundtürmen auf mächtigen Stützmauern. An den drei anderen Seiten war es ursprünglich durch Gräben geschützt. Nach dem Betreten der Brücke, die den Burggraben überspannt, und nach dem Durchschreiten des äußeren Wirtschaftshofes - dort befindet sich ein Brunnen aus dem Jahr 1766 – steht man in einem schönen großen Innenhof, der von den drei Flügeln des Schlosses eingefaßt ist. Von Erasmus stammt nur der Südostflügel des Schlosses sowie ein Spital, das er zur gleichen Zeit errichtete.
Sein Sohn und Nachfolger Schenk Friedrich VII. ist der eigentliche Gestalter Obersontheims. Ihm ist die rege Bautätigkeit zu danken, die dem Ort noch heute das Gepräge gibt. Für seine zahlreiche Familie – er hatte fünfzehn Kinder – erbaute er den Nordwestflügel und verband ihn mit dem älteren Flügel durch einen Mittelbau. Das Schloß umgab er mit Mauern, Türmen, Toren und Brücken. Schon einige Jahre zuvor hatte der Baufreudige Friedrich, der 43 Jahre lang regierte, seinen Untertanen eine neue Kirche samt Pfarrhaus gestiftet sowie ein Rathaus, wie es zu jener Zeit kein anderes Dorf aufzuweisen vermochte. Diese Gebäude in einheitlichem Renaissance-Stil gruppieren sich um den hochgelegenen Marktplatz abseits der Durchgangsstraße zu einem äußerst eindrucksvollen Bild.
Die Residenz des Limpurger Ländchens erlebte damals einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung, und zahlreiche Handwerker ließen sich dort nieder. Nach dem Tode Friedrichs VII. ging es abwärts. Keiner der sieben Söhne erbte die Tatkraft und den Schwung des Vaters. Schenk Vollrath, mit dem im Jahr 1713 das limpurgische Gesamthaus ausstarb, leistete den letzten Mundschenkendienst im Jahr 1690 in Frankfurt bei der Kaiserkrönung Josephs I. Die Hofhaltung wurde in Obersontheim noch bis 1746 weitergeführt, dann stand das Schloß lange leer. Stück um Stück wurde das herrenlos gewordene Gebäude von den Herzögen von Württemberg aufgekauft. Im 19. Jahrhundert bewohnte ein Graf von Pückler-Limpurg und nach ihm kurz der Ritter von Huderoth aus Österreich das Schloß. Seit 1903 befindet es sich im Besitz der Samariterstiftung, deren Sitz in Nürtingen liegt. Sie hat in den Gebäuden ein Pflegeheim für behinderte und pflegebedürftige Frauen eingerichtet.
Die limpurgischen Schlösser Gaildorf und Schmiedelfeld liegen nicht mehr auf hohenlohischem Gebiet, aber sie sollen doch der Vollständigkeit wegen Erwähnung finden. In Gaildorf waren die Schenken von Limpurg seit 1374 besitzberechtigt. Schon acht Jahre später war der Bau ihres Schlosses – ein Wasserschloß – vollendet. In den folgenden Jahrhunderten wurde es ausgebaut; vieles stammt aus der Zeit zwischen 1560 und 1660. Der mächtige, unmittelbar an der Kocherbrücke gelegene Bau hat burg- und festungsartigen Charakter. Von der Stadtseite her betritt man das Schloß durch ein von zwei Rundtürmen flankiertes Tor. Treppentürme, Arkaden und Galerien lockern den etwas düsteren Eindruck des Innenhofs auf.
Das ehemalige Schloß Schmiedelfeld, das bei Sulzbach am Kocher auf einem von zwei Schluchten eingefaßten Bergrücken liegt, zeigt heute nur wenig von der Vergangenheit einer limpurgischen Residenz. Eine langgezogene mittelalterliche Mauer erinnert an die Stauferzeit, auch Spuren aus der Renaissance und dem Rokoko sind noch zu erkennen, jedoch ist der Bau seit langem verwahrlost. Zum erstenmal wurde die Burg 1172 als einem Siegfried von Schmiedelfeld gehörend genannt. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde die Burg hohenlohisch, aber schon kurz nach 1300 kam sie an die Schenken von Limpurg und wurde 1557 Residenz einer Nebenlinie. Bald darauf erbauten die Limpurger ein Renaissance – Schloß neben der Stauferburg, und um 1740 entstand ein palaisartiger Rokokobau. Schon 1780, also vor der Säkularisation, kam das Schloß durch Kauf an Württemberg, das nichts zur Erhaltung unternahm. Seit rund 150 Jahren ist es im Besitz der Gemeinde, die nach einem stilwidrigen Umbau eines Schloßflügels zeitweilig dort eine Brauerei betrieb und die einst ansehnliche Schloßkapelle zu einer Gastwirtshaft umgestaltete. Heute ist die Kapelle in einem erbarmungswürdigen Zustand.
Das südöstlich von Schwäbisch Hall liegende jüngste Limpurger Schloß Michelbach an der Bilz wurde an der höchsten Stelle des Ortes erbaut. In den Jahren 1609 1611 ließ es Schenk Wilhelm zu Obersontheim als Witwenbau für seine Gemahlin Dorothea, geborene Reuss, errichten. Das Schloß wurde jedoch nie von ihr bewohnt, wenn man von gelegentlichen gewaltsamen Einquartierungen während des Dreißigjährigen Krieges und des spanischen Erbfolgekrieges absieht. Auch als das Amt Michelbach nach dem Aussterben der Schenken von Limpurg im Mannesstamm an das Haus Löwenstein – Wertheim – Freudenberg fiel, wurden nur gelegentlich Jagdessen im >>Kleinen Schloß<< veranstaltet. Sonst diente es nur als Dienstwohnung für Förster und andere Amtspersonen.
Das Schloß verkam, und als es im Jahr 1926 – nach verschiedenen vergeblichen Versuchen, es auf Abbruch zu verkaufen – an Ludwig Wunder vermietet wurde, der in ihm ein vegetarisches Landerziehungsheim etablieren wollte, kamen nach der ersten im Schloß verbrachten Nacht einige Dorfbewohner zu diesem, um sich zu erkundigen, ob er noch am Leben sei. Es ging nämlich die Sage, daß die Gräfin Dorothea in der Nacht als >>Weiße Frau<< durch das Haus geistere. Es gehörte viel Mut und Idealismus dazu, die Räume wieder bewohnbar zu machen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges konnte sich das Heim dort halten. Seit 1946 hat das >>Evangelische Aufbaugymnasium mit Heim<< im Schloß Michelbach an der Bilz seinen Sitz. Es gehört der Evangelischen Landeskirche von Württemberg, die das Schloß in den vergangenen Jahrzehnten gründlich restaurieren ließ.
Das dreistöckige Schloßgebäude und seine Flügelbauten umschließen einen reizvollen Innenhof. Dem Hauptgebäude ist auf der Hofseite ein breiter Turm mit einer Wendeltreppe vorgelagert. Eine zierliche Sonnenuhr von 1771 lockert ihn auf; sie hielt beim Einmarsch der Amerikaner dem Beschuß des Ortes nicht stand, fiel herunter, wurde aber bald wieder restauriert. Obelisken und Schnecken zieren die Giebel der Gebäude, Fachwerkbauten flankieren das Eingangsportal.
Übrigens wird der Fremde vergeblich nach einem Flüsschen Bilz suchen, denn die Bezeichnung >>an der Bilz<< bezieht sich auf eine Höhenplatte, die zu den Limpurger Bergen gehört.
Klingenberg am Main
Stammen die Schenken von Limpurg von den Herren der Klingenburg ab?
Klingenberg am Main – Ruine Clingenburg
Die staufische Burg ist die dritte bekannte Befestigung Klingenbergs. Sie lag auf einem Plateau in halber Höhe des Schlossberges über dem Maintal. Von ihren Vorgängerinnen -eine frühmittelalterliche Anlage innerhalb eines keltischen Ringwalles auf der Kuppe des Berges, der Hainburg, und einer kleinen Turmhügelburg in der "Clinge", der Alten Burg, ist nichts näheres bekannt. In der Natur sind von beiden Bauwerken nur noch Erdveränderungen und Wälle, beziehungsweise ein künstlich überhöhter Hügel mit Halsgraben sichtbar.
Die heute als Ruine das Stadtbild mitbestimmende Clingenburg wurde um das Jahr 1100 vom Conradus colbo, dem Mundschenk Kaiser Friedrich Barbarossas, erbaut. 1177 nennt sich Conradus in einer in Venedig ausgestellten Kaiserurkunde, in der es um die Verlegung der oberitalienischen Stadt Feltre geht, erstmals nach seiner neuen Besitzung „Conradus prinzerna (Schenk) de Clingenburg“. Die aus dem Raum um Schüpf stammenden Schenken, nach ihrem Wappen mit fünf Streitkolben „Colbo“ genannt, saßen auch auf der Collenburg und auf Prozelten. Sie bauten sich in unserem Raum ein umfangreiches Herrschaftsgebiet auf.
Aus der Familie Colbo, die nicht nur am Main sondern auch in der alten Heimat im Schüpfer Grund, in Tief bei Bad Windsheim, auf der Limpurg bei Schwäbisch hall und auf der Neukastel nahe dem Trifels lebte, sind viele kaiserliche Hofbeamte hervorgegangen. Weiter ein Minnesänger, der unter dem Namen „der Schenke von Limpurg“ in die Manesse-Handschrift Aufnahme fand, sowie Äbtissinnen und Ordensritter. Der Deutschordens-Ritter Ludwig von Schüpf brachte es sogar bis zum Landmeister in Preußen. Ein Nachkomme des ersten Clingenburgers, Gottfried Schenk von Limpurg, wurde Bischof von Würzburg und erhielt im dortigen Dom ein herrliches Grabmal.
Von der staufischen Burg dürfte lediglich noch der Torbogen mit seinen hell-dunkel wechselnden Steinen sowie die massiven Burgfundamente erhalten sein. Sie war Allod der Familie und nicht, wie viele Historiker behaupten, Lehen des Mainzer Erzbischof. Wahrscheinlich hat Conradus Frau den Komplex mit in die Ehe gebracht. Interessant ist die Verzahnung der Besitzgrenzen mit den Breubergern und Hinweise auf das Haus Henneberg.
Der Untergang der Staufer riss auch die Schenken mit in den Abgrund. Nur einem Sohn -Walter von Clingenburg- gelang es, durch Heirat mit der reichen Erbin Elisabeth von Königstein-Reicheneck im Raum Nürnberg-Hersbruck Fuß zu fassen.
Ein anderer Bruder, Albert, trat in den Deutschen Orden ein und brachte diesem viele Güter zu. Conrad, der auf der Clingenburg lebte, war noch bei der Heirat König Conrads von Hohenstaufen mit Elisabeth von Wittelsbach anno 1246 in Augsburg dabei, kam aber wahrscheinlich in den damaligen Kriegswirren ums Leben. Guda, seine junge Witwe, brachte den ganzen Besitz um Klingenberg ihrem zweiten Mann, dem Edelherren Gottfried von Bickenbach, zu.
Adelheid vom Münzenberg, die Tante der Guda von Clingenburg, brachte damals die auf der Burg Krautheim lagernden Kronjuwelen auf den uneinnehmbaren Trifels. Sicher war ihr Guda, ihre Nichte, dabei behilflich. Auf dem Trifels existieren noch ein Übergabeverzeichnis der Adelheid, in dem erstmals genau aufgeführt ist, was zu den Kronjuwelen gehörte.
Guda, in zweiter Ehe mit der Edelherren Conrad von Bickenbach von der Bergstraße verheiratet, wurde die Stammmutter eines neuen Geschlechtes. Ihr zweiter Ehemann, der Minnesänger Conrad, war pasttreu und antistaufisch eingestellt. So ging man friedlicheren Zeiten entgegen. Die Bickenbacher lebten rund 250 Jahre auf der Clingenburg. Der Familie entstammen Domherren, Äbtissinnen, ein; Fürstabt, ein Meister des Deutschen Ordens und viele einflussreiche Männer. Selbst der Papst bat einmal einen Bickenbacher um Hilfe. Durch die Heirat mit Christine von Hohenberg kommt die große Herrschaft Hohenberg ob der Wern an die Familie. Drei künstlerisch wertvolle Rickenbach-Grabsteine aus jener Zeit werden im Münchner Nationalmuseum verwahrt. Die Bickenbacher waren mit vielen, einflussreichen Familien des Rhein-Main-Raumes verwandt. Die Stammmutter des Hauses Dalberg war eine Bickenbacherin, ebenso die Mutter des Mainzer Erzbischofs Dietrich von Erbach.
Nach dem Aussterben der Familie im Mannesstamm kaufte das Erzstift Mainz viele Anteile von Burg und Umland und war um das Jahr 1500 ganz im Besitz von Burg, Stadt und Herrschaft Clingenburg. Der mainzsche Amtmann Johann Leonhard Kottwitz von Aulenbach baute sich im Tal ein bequemes Stadtschloss und die Höhenburg zerfiel langsam, Dass sie von den Franzosen zerstört worden sei, ist eine Legende. Die Franzmänner haben sich bestimmt lieber an dem edlen Spätburgunder gütlich getan, als unbewohntes Gemäuer zu demolieren.
Um 1870, als Klingenberg in dem Reichtum schwelgte, der aus den Überschüssen des Tonbergwerkes kam, kauften die Stadtväter die Burgruine samt Umfeld und ließen sie als Festplatz herrichten, Seit 1891 fanden im Burghof sporadisch Burgspiele und Theateraufführungen statt. Und auch vornehme Gäste wie die bayerischen Könige oder Fürstprimas Carl von Dalberg speisten gerne in dem schattigen Gemäuer. Die Auffüllung des Burggrabens als Parkplatz und der Einbau eines Café-Restaurants in den letzten Jahrzehnten dienten zwar dem Fremdenverkehr, gereichten der Ruine jedoch keinesfalls zum Vorteil. Es ist unverständlich, dass das Landesamt für Denkmalpflege solche Verschandelungen zugelassen hat.
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