Schloß Vellberg – inmitten einer mittelalterlichen Stadt
Das an einer Schleife des kleinen Flusses Bühler aufragende Vellberg hat einen Schloßbau, der auf den
Fundamenten einer ehemaligen mittelalterlichen Burg ruht. Aber im Grunde genommen ist das ganze Städtchen eine Burg. Mit Geschütztürmen, wohlbefestigten Toren, unterirdischen Wehrgängen, Zwingeranlagen und einer gewaltigen Bastion hat sich Vellberg ganz den Eindruck einer mittelalterlichen Stadt erhalten, die für ihre Verteidigung alles getan hat. In der Tat konnte Vellberg auch als einzige Ansiedlung in weitem Umkreis allen Kriegstürmen trotzen. Die Stadtverwaltung hat sich mit Sorgfalt und Sachkenntnis bemüht, dieses alte Bild, das noch vor sechs Jahrzehnten vom Verfall bedroht war, wieder instand zu setzen.
Als bedeutendstes Gebäude innerhalb der Stadtmauer darf das heutige Schloß gelten, das um 1546 auf den Mauern der 1523 durch den Schwäbischen Bund zerstörten mittelalterlichen Burg vollendet wurde. Diese alte Burg gehörte dem Ritter Wilhelm von Vellberg. Das Schloß, das schön instand gehalten ist und heute als Rathaus und Hotel zugleich dient, fällt schon von weitem durch seine unregelmäßigen merkwürdigen Staffelgiebelbauten auf. Im erhaltengebliebenen Unterbau befindet sich die alte Schloßkapelle mit gotischen Fenstern. Sie enthält Fresken aus dem Jahr 1549, die Szenen aus der Leidenszeit Jesu zeigen. Bis 1929 waren sie übertüncht; erst 1961 wurden sie restauriert. Den Altar schmücken Plastiken aus der Riemenschneiderschule. Die Ritter von Vellberg konnten ihre Hauskapelle direkt von den Schloßräumen aus betreten. Die zweischiffige Halle des Erdgeschosses soll einst die Waffenkammer gewesen sein. Im ersten Stock des Schlosses befand sich der Rittersaal.
Wenn der Besucher das Städtchen betritt, durchschreitet er den mächtigen Torturm, das wichtigste Bollwerk auf der Südwestseite. Von hier aus öffnet sich ein weites Rund schöner alter Gebäude. Mit jedem Schritt ergeben sich neue Einblicke. Die oberen Stockwerke des Turms sind mit Schießscharten versehen, auch sind noch Spuren eines Fallgatters und die Öffnung der Pechnase zu erkennen. Am Ende des Torwegs befindet sich der Eingang zu einem unterirdischen Wehrgang, der zum Teil noch heute begehbar ist. Er zog sich einst um die ganze Stadt und ist als einziger in Süddeutschland noch erhalten geblieben. Es ist geplant, ihn wieder ganz freizulegen. Von dem oberirdischen Wehrgang ist heute nichts mehr vorhanden.
An wichtigen Stellen der Befestigungsanlage, mit deren Bau im Jahr 1466 begonnen wurde, dienten Wehrtürme der Sicherung der Burg; von ihnen ist noch ein einziger erhalten. Auf dem Bergvorsprung, der fast senkrecht aus dem Bühlertal aufsteigt, ist heute eine breite Bastion angelegt, die früher den unteren Burghof bildete und Kasematten enthielt. Der gewaltigste Zeuge der einstigen Befestigungsanlage ist der Kanonenturm, der am unteren Zwingertor – dem Zugang vom Bühlertal her – einen wichtigen Teil zum Schutz der Burg bildete. Hinter dem Turm ist man auf mehrere Gänge und Gewölbe gestoßen.
Mehrere Familienmitglieder teilten sich den Besitz der Burg. Vellberg, die damit zur Ganerbenburg wurde. Die starken Befestigungsanlagen hielten vielen Angriffen stand, und nur im Jahr 1523, als die Vellberger dem Raubritter Hans Thomas von Absberg Unterschlupf boten, wurde die Stadt vom Schwäbischen Bund erobert und die Burg zerstört. Konrad von Vellberg baute sie wieder auf und machte die Stadt zur Festung.
Die Herkunft der Ritter von Vellberg ist nicht bekannt. Das Geschlecht muß indes schon im 9. Jahrhundert in der Gegend gelebt haben. Urkundlich nachweisbar ist die Familie seit 1102. Aus späterer Zeit gibt es rund 300 Urkunden über sie. Aus ihnen geht hervor, daß Vellberg im Jahr 1351 ein Lehen von Hohenlohe war, daß ein Konrad von Vellberg das Kloster Gnadental beschenkt hat und die Herren von Vellberg an vielen Turnieren in Würzburg teilgenommen haben. Um 1500 erhielt Vellberg städtische Rechte, die Besitztümer und Einkünfte nahmen zu, und Angehörige der adeligen Familie wurden Äbte auf der Comburg.
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Alte Ansichten von Vellberg |
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Altes Foto vor 1937
Auch auf der Reichsburg Leofels saßen zeitweilig Ritter von Vellberg und standen dort im Dienste des Kaisers. Die Ruine Leofels steht auf einem das Jagsttal überragenden Bergsporn in der Nähe der Orte Dünsbach und Ruppertshofen. Vom Ort Leofels ist sie durch einen Graben getrennt. Auf verhältnismäßig kleinem Raum erscheint sie als eine imposante Burganlage, bei der nicht nur die Gesamtanlage beeindruckt, sondern auch manches Detail, wie beispielsweise die Reste schöner spätromanischer Palasfenster. Noch um die Mitte des letzten Jahrhunderts war die Burg in einzelnen Teilen so gut erhalten, daß sie für die Verwaltung eines hohenlohischen Amtes benutzt wurde. Im Jahr 1864 wurden die Dachziegel und andere bewegliche Teile der damals dem Haus Hohenlohe gehörenden Burg versteigert. Glücklicherweise sind jedoch die staufischen Mauern und manche architektonisch wertvollen Teile, wie einzelne der wunderbaren Fenster, erhalten geblieben. Aber sie waren damals schutzlos der Witterung ausgesetzt und verfielen, bis man sich in späteren Jahrzehnten ihrer annahm.
Das Bemerkenswerteste an der Geschichte der Burg ist der im Hohenlohischen nicht sehr häufig anzutreffende Umstand, daß es nie eine Familie von Leofels gegeben hat. Während sonst auf den Burgen Ritter wohnten, die sich nach der Burg benannten und deren Nachkommen oft noch auf der Burg saßen, findet sich hier kein Ministerialenadel, keine Familie, deren Name und Schicksal mit diesem Wohnsitz verbunden war. Leofels war eine Reichsburg, in der Beauftragte des Reichsoberhauptes lebten, die seine Interessen wahrnahmen. Sie wurde zu einem Zweck erbaut, der für das Reich Bedeutung hatte, und war ganz speziell auf die Benutzung durch den Kaiser und sein Gefolge zugeschnitten. Aus stilkritischen Gründen ergibt sich der Hinweis, daß die Burg Leofels erst nach 1230 durch den Hohenstaufenkaiser Friedrich II. erbaut worden ist. Überraschend ist die Ähnlichkeit mit der Burg Celano in der italienischen Provinz Aquila. Die Fensterarchitekturen, die Kapitelle und Gliederung haben dort fast die gleichen Formen, und auch diese Burg wurde von Friedrich II. erbaut.
Die Burg Leofels, mit der sich in den letzten Jahrzehnten der ehemalige Leiter des Hohenloher Zentralarchivs, Karl Schumm, und nach ihm die Burgenforscher und Architekten Dankwart Leistikow und Walther-Gerd Fleck beschäftigt haben, weist alle typischen Merkmale der Stauferburg auf. So ist die Ringmauer nach außen völlig in Buckelquadern ausgeführt, während an der Innenseite die Steine glatt bearbeitet sind. Die innere Burg hatte einen ziemlich regelmäßigen Grundriß. Eine Umfassungsmauer von 33 Meter Länge erhebt sich heute noch in beträchtlicher Höhe; der Zugang zur Burg lag auf der Bergseite. Innerhalb der Ringmauer befanden sich drei wichtige Gebäude: Ein Palas, ein weiterer Wohnbau und der Bergfried. Erhalten sind – neben der Mauer – noch der Stumpf des Bergfrieds und die Reste der beiden Wohnbauten, deren architektonischer Reichtum beachtlich ist. Der Palas war – nach Fleck – entlang der Stadtmauer fast 40 Meter lang, allerdings vermutlich nur sieben Meter breit. Im Erdgeschoß befand sich wohl eine Kapelle und daneben die Dürnitz, also der Raum für das Gefolge. Hier sind noch vier gleiche, in tiefen Nischen liegende Fenster vorhanden. Nach Osten schlossen sich einige kleine fensterlose Schlafräume an. Ähnlich war das Obergeschoß, das wohl über eine Freitreppe vom Hof her zugänglich war, eingeteilt. Über der Dürnitz befand sich der Hauptsaal mit drei großen Fensternischen mit Zwischensäulen, die Kleeblatt- und Spitzbogenformen aufweisen. Die Kapitelle sind aus einer Kelchblockform entwickelt und mit Blattwerk reich dekoriert. Auch die Andeutung eines Austritts oder eines Erkers findet sich. Östlich vom Saal, nur vom Hof her belichtet, mögen die Privaträume der wichtigsten Würdenträger, unter Umständen auch des Kaisers, gewesen sein. Sicher hatte der Palas, von dem nur noch die Außenmauer steht, ein heute nicht mehr nachweisbares Obergeschoß.
Der zweite Wohnbau war wesentlich kleiner. Er hatte etwa die halbe Länge des Palas, aber dieselbe Breite. Auch er zeigt ähnlich schöne Fenster wie der Palas, woraus Fleck schließt, saß der mit seiner Familie und seinem Gefolge hier ständig wohnende Burghauptmann von recht bedeutendem Rang gewesen sein muß. Das dieser Bau der ständig bewohnte Teil der Burg war, geht daraus hervor, daß er neben verschiedenen Wohnräumen eine größere Anzahl von Wirtschaftsräumen enthielt. Zwischen diesem Gebäude und dem Palas muß eine Verbindung bestanden haben. Der Bergfried, der auf einer Abbildung aus dem Jahr 1607 noch die ganze Anlage überragte, während heute nur noch ein Stumpf vorhanden ist, stand in staufischer Zeit nicht frei. Sicher war er damals sowohl vom Palas wie vom Wohnhaus her zugänglich.
Als nach dem Tod Konradins im Jahr 1268 das staufische Reich zerfiel, betrachtete der Bischof von Würzburg als höchster Machthaber in Franken – er hatte auch die Herzogsgewalt inne – Leofels als unter seiner Lehenshoheit stehend. Die Burg wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts Luitpold von Weiltingen übergeben, einem Angehörigen einer Familie, die in der Reichsstadt Rothenburg die Rechte der Staufer wahrnahm. Die Weiltingen konnten jedoch die Burg nicht halten, weil der Lehensbesitz finanziell wenig erträglich war. Nach einem kurzen Zwischenspiel gelang es um 1350 dem Grafen Ulrich IV. von Württemberg, vom Bischof von Würzburg die Burg Leofels aufgrund einer Schuld als Pfand zu erhalten. Da Würzburg das Pfand nicht einlöste, wurde Leofels württembergisches Eigentum. 1409 wurde die Burg an einen Zweig der Herren von Vellberg unter Anerkennung der Lehensherrschaft von Württemberg übertragen.
Damit begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte von Leofels. Über zweihundert Jahre saßen die Herren von Vellberg auf der Burg. Sie nahmen in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts An- und Umbauten vor, beließen jedoch die staufischen Merkmale. So wurden die alten Fensteröffnungen mit ihrem Schmuck in das Neue einbezogen. Starke Rötungen am Stein verraten, daß einmal ein Brand die Burg heimgesucht haben muß. Mit ihren gleichnamigen Vettern auf der heimatlichen Burg Vellberg lebte die Familie nicht immer in Harmonie, aber auch mit Schwäbisch Hall gab es Differenzen.
1593 starb der letzte Namensträger der Familie Vellberg. Die Burg fiel an den Lehensherrn Württemberg zurück, der sie jedoch als Lehen an die Hohenloher weitergab. Auch diese besaßen die Burg jahrhundertelang. Nach einem Blitzschlag im Jahr 1707 besserte man die Räume nur notdürftig aus. 1861 starb die fürstliche Familie Hohenlohe-Kirchberg aus, die auf Leofels ein kleines Amt errichtet hatte. Da die Hohenloher-Langenburger, die nunmehr Leofels übernahmen, dort nur noch ein Forstamt beließen und dieses dazu noch in einem nahe der Burg liegenden – heute noch gepflegten – Haus unterbrachten, verlor die Burg ihre Bedeutung. 1864 erschien in den Zeitungen der benachbarten Oberämter eine Anzeige, mit der die nutzbaren Teile, wie Dachziegel und das Holz, zur Versteigerung angeboten wurden. Seitdem ist Leofels eine Ruine. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurden erhebliche Aufwendungen zu ihrer Erhaltung gemacht. So wurde 1898 versucht, dem Verfall durch Einführung eines Strebepfeilers zu begegnen. Seit 1976 gehört die Ruine nicht mehr dem Haus Hohenlohe-Langenburg, sondern der Stadt Ilshofen. In jüngster Zeit, vor allem zum Stauferjahr 1977, wurde Leofels mit staatlichen Sondermitteln restauriert.
Klingenfels , Burgstall bei Steinbächle – Ilshofen. (Zu Oberflächenfunde)
Eine Nebenlinie der Vellberger nannte sich nach Klingelfels im Eichholz über der Schmerach bei Unteraspach. Hier hatten zunächst Edelherren aus dem Hause Krautheim gesessen, die im 13. Jahrhundert ausstarben. Erst 100 Jahre später tritt die Ministerialenfamilie in das Licht der Geschichte.Die Klingenfelser hatten das gleiche Wappen wie die Vellberger, auch hatte ein Vellberger 1351 Besitz in Steinbächle bei Klingenfels. 1381 war der Junker Heinz von Klingenfels Zeuge für die einstige Herrschaft Werdeck.
Im 13. Jh. errichteten schließlich Burgleute der Herren von Klingenfels, die in Talheim begütert waren, östlich des Ortes auf einem Sporn des Burgberges eine Burg, die sie wohl im Unterschied zur älteren Burg Vellberg Neuburg nannten. Vor dem Halsgraben der Feste entstand dazu ein Wirtschaftshof.
Die Burg Klingenfels war ebenfalls hohenlohisches Lehen. Lupold verkaufte 1339 die halbe Burg an Hohenlohe, Konrad erwarb 1382 den Burgstall Klingenfels wieder, aber dieser Besitz war entwertet und kam bald wieder in andere Hände(1413 Lupold von Seldeneck u.a.). 1381 nämlich hatten die Haller die Burg zerstört, weil ihr damaliger Inhaber, wohl ein Küchenmeister von Bielriet, sie als Stützpunkt für Raubzüge benutzt hatte. Damals hatten die Reichsstädter einige streifende Reiter abgefangen und sind dann in deren Kleidern zur Burg geritten. Der Torwart meinte, es seien Freunde, und ließ sie ein, und dann haben sie die Burg erobert, geplündert, verbrannt.
Der dritte Konrad von Klingenfels hatte noch Anteil am Schloß Vellberg, verkaufte diesen aber 1429 und zog nach Ellwangen; zuletzt war er Ellwanger Vogt in Tannenburg. Wie die Klingenfelser an den Stamm Vellberg angeschlossen werden können, weis man nicht. Immerhin gab es 1298 einen Lupold von Vellberg, von dem sie abstammen könnten.
ZUFAHRT: Von der Straße Ilshofen-Oberaspach nach Westen zum Ort Steinbächle. Von dort auf Feldweg gegen Südwesten zum Waldrand. Unmittelbar hinter den ersten Bäumen liegt der breite, tief aus-gearbeitete Halsgraben, der den Bergsporn mit der Burg gegen Osten sicherte. Auf dem Sporn erstreckt sich zunächst die Vor-burg, an die sich die etwas kleinere Hauptburg bis zum Steilabfall zur Schmerach hin anschließt.
Auf der gegenüberliegenden Höhe des Schlosses Vellberg liegt die Stöckenburg , eine spätgotische Kirche, die dem heiligen Martin gewidmet ist.
An ihrer Stelle stand – nachdem etwa um 300 die Kelten den Alemannen wichen – vermutlich eine alemannische vorchristliche Kultstätte, aus der die Franken, als sie nach 500 in das Land drangen, einen Königshof machten. Der Name des erstmals im Jahr 742 urkundlich erwähnten Königshofs Stöckenburg bedeutet nichts anderes, als daß hier eine Befestigung aus Holz stand. Reste wurden nicht gefunden. Eine >>Burg<< in fränkischer Zeit darf nicht mit einer hochmittelalterlichen Ritterburg verglichen werden. Sie sah wesentlich einfacher aus und besaß lediglich Holzbefestigungen. Etwa um die gleiche Zeit wurde die Martinskirche gebaut, die innerhalb des Lagers oder der Festung Stöckenburg lag. Der Hügel ist damit einer der ältesten christlichen Plätze Nordwürttembergs.
Neben der Martinskirche von 1435 wurde 1545 die erste Schule von Vellberg eingerichtet.
Link nach www.Vellberg.de
Fortsetzung folgt...
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